Schreibtisch mit Unterlagen

Die Bilanz ist eine Stichtagsbetrachtung von Vermögen und Schulden. Künftige Aufgaben und kirchenpolitische Akzente lassen sich aus ihr nicht ablesen.

Bild: public domain archive

Bilanz zum 31.12.2014

Die Vermögensverhältnisse der ELKB

Erstmals veröffentlicht die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ihre Bilanz. Manche mögen sich fragen: Wozu braucht die Kirche eine Bilanz? Sie ist doch kein Unternehmen.

 Das trifft zu. Jedoch erwarten die Mitglieder und ebenso die Öffentlichkeit zu Recht, dass die Kirche ihre Vermögensverhältnisse transparent macht. Deshalb veröffentlichen wir die Bilanz der ELKB mit ein paar wenigen Erläuterungen.

Die Bilanz benötigen wir auch als Ausgangspunkt für die langfristige Finanzplanung. Sie ist eine Gegenüberstellung des Vermögens (Aktiva) und der Verpflichtungen (Passiva). Die Differenz ist das (positive oder negative) Reinvermögen, welches in der kaufmännischen Sprache Eigenkapital genannt
wird. Erfasst haben wir in unserer Bilanz die landeskirchliche Ebene, nicht aber die der Dekanatsbezirke und Gemeinden.

Das Anlagevermögen (2.828 Millionen Euro) der ELKB besteht im Wesentlichen aus Immobilien (147 Millionen Euro), Ansprüchen gegen die Deutsche Rentenversicherung (1.097 Millionen Euro) sowie Wertpapieren (1.482 Millionen Euro). Das Umlaufvermögen (232 Millionen Euro) besteht im Wesentlichen aus Forderungen (77 Millionen Euro) und liquiden Mitteln (154 Millionen Euro). Die Forderungen beziehen sich auf Kirchensteuern, Lieferungen und Leistungen und bestehen zum Teil auch gegenüber anderen kirchliche Körperschaften.

Insgesamt betragen die Vermögenswerte somit 3.084 Millionen Euro. Davon sind 1.794 Millionen Euro gebunden im Versorgungsfonds, der der Altersversorgung der öffentlich-rechtlich Beschäftigen der ELKB dient. Die privat-rechtlich Beschäftigten sind über die Evangelische Zusatzversorgungskasse in Darmstadt (EZVK) abgesichert. Vermögen und Verpflichtungen der EZVK werden nicht in der Bilanz der ELKB dargestellt.

Auf der Passivseite weisen wir aus, dass die ELKB zweckgebundene Spenden und Vermächtnisse in Höhe von 19 Millionen Euro erhalten hat, die sie weiter geben muss. Die Ansprüche auf Altersversorgung und auf Krankenversorgung im Ruhestand, die die öffentlich-rechtlichen Beschäftigen erworbenen haben, betragen 2.776 Millionen Euro beziehungsweise. 476 Millionen Euro. Diese beiden Positionen sind mit einem Faktor von jährlich 3,5 Prozent abgezinst.

Es ist allgemein üblich, bei langfristigen Verpflichtungen einen Abschlag zu machen. Man weist nicht den späteren Auszahlungsbetrag aus, sondern eine geringere Summe. Wir gehen davon aus, dass unser Vermögen langfristig im Durchschnitt 3,5 Prozent Ertrag abwerfen wird. Deshalb ziehen wir für jedes Jahr bis zur Auszahlung 3,5 Prozent des jeweiligen Teilbetrages der Verpflichtungen ab.

Ferner haben wir Verbindlichkeiten, insbesondere gegenüber kirchlichen Körperschaften (9 Millionen Euro) und gegenüber Lieferanten (13 Millionen Euro). Die Summe der Verpflichtungen beträgt
3.453 Millionen Euro. Folglich übersteigen die Verpflichtungen das Vermögen um 379 Millionen Euro.

Wie ist eine solche Bilanz einzuordnen? Zwar sind circa 11 Prozent der Verpflichtungen nicht durch Vermögen gedeckt. Das Reinvermögen ist mithin negativ. Vergleichbar mit einer Unternehmensbilanz ist diese Ziffer jedoch nicht. Denn nur ein kleiner Teil der Passiva sind Verbindlichkeiten, die demnächst fällig werden (51 Millionen Euro).

Es überwiegen die Rückstellungen, die über einen Zeitraum von circa 60 Jahren zahlungswirksam werden. Die Liquidität der ELKB ist deshalb gesichert. Ferner ist zu berücksichtigen, dass das Vermögen der Pfründestiftungen nicht in der Bilanz ausgewiesen wird. Denn die Pfründestiftungen sind rechtlich selbstständige Körperschaften. Jedoch führen die Pfründestiftungen ihre Erträge an die ELKB ab (circa 5 Millionen Euro jährlich).

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die ELKB als Körperschaft ist nicht arm. Sie ist auch nicht reich. Die Herausforderung besteht darin, nicht mehr Ressourcen zu verbrauchen, als neue Mittel zufließen. Deshalb werden wir auch in Zukunft nicht alle Ausgabenwünsche erfüllen können, auch wenn sie für sich genommen sinnvoll sind. Ebenso ist der bestmögliche Mitteleinsatz stetig zu prüfen. So wird die ELKB auch langfristig die finanzielle Basis haben, um ihren verkündigenden Auftrag zu erfüllen.

Erich Theodor Barzen, Bild: © Rost

Bild: Rost

Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen

Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen ist Leiter der Abteilung "Finanzen" der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Die Finanzabteilung im Landeskirchenamt  plant und vollzieht den Haushalt, erstellt den Jahresabschluss und verwaltet die landeskirchlichen Immobilien.

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25.01.2016
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