Gespräch zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann

Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden bieten Verkündigung und Seelsorge in gottesdienstlichen Räumen, in Wohnbereichen, auf Pflegestationen und am Sterbebett.

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Danke für Altenheimseelsorge

Kirche nahe bei den Menschen

Es wird gesungen, gebetet, gesprochen, geschwiegen, berührt, getröstet, gelacht, getrauert, Abendmahl gefeiert und Leben gesegnet. Pfarrerin Julia Arnold berichtet aus der Altenheimseelsorge.

Herr Bauer sitzt im Sessel und blickt aus dem Fenster seines kleinen Appartements in einem Nürnberger Altenheim. Er erschrickt nicht mehr, wenn die Uhr an der Wand zur vollen und zur halben Stunde automatisch die Zeit ansagt: „Es ist 15 Uhr und 30 Minuten.“ Auf dem Tischchen neben dem 89-Jährigen steht ein Telefon mit extra großen Tasten. Daneben liegt eine Lupe auf einer Zeitschrift. Obwohl er seit einem Jahr sehr schlecht sieht, blinzelt mich Herr Bauer mit wachen Augen an: „Setzen Sie sich bitte auf diesen Stuhl, Frau Pfarrer, so kann ich wenigstens die Umrisse ihres Gesichts erkennen. Wie schön, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.“ Er erzählt, dass er bis vor zwei Jahren noch gerne die Kirche im Stadtteil besuchte, ihm der Weg jetzt aber zu weit ist.

Altenheimseelsorge

In Seniorenpflegeheimen in ganz Bayern ist die evangelische Kirche präsent: Gemeindepfarrer und Diakoninnen, Prädikantinnen, Lektoren und viele Ehrenamt­liche im Besuchsdienst sorgen nicht nur für regelmäßige Gottesdienste in den Häusern, sondern besuchen die Menschen auch in ihren Zimmern, sind ansprechbar für Angehörige und Pflegepersonal, gestalten Rituale für Abschied und Trauer. 21 Vollzeit-Pfarrstellen, die aus Kirchensteuer­ mitteln bezahlt werden, sind speziell für Altenheimseelsorge ausgewiesen. Diese Alten­heimseelsorger/innen unterstützen die Kollegen aus den Gemeinden,  qualifizieren und begleiten die Ehrenamtlichen für ihren Dienst, bauen das Netzwerk auf. Insgesamt sind im Bereich Alten­heimseelsorge in Bayern 1500 Menschen aktiv. http://www.afg-elkb.de/arbeitsfelder/altenheimseelsorge/

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Herr Bauer ist dankbar, dass es Gottesdienste in der Hauskapelle gibt, wo er mit dem Rollator gut hinfahren kann. „Zum Essen und in den Gottesdienst schaffe ich es noch. Sonst gehe ich kaum noch unter Menschen. Da freue ich mich, wenn Sie mich besuchen.“ Seine Tochter, der Schwiegersohn, die beiden Kinder und auch sein erster Urenkel leben in der Nähe von Hamburg. Etwa vier Mal im Jahr kommen sie zu Besuch.

„Ach Frau Pfarrer“, sagt er dann und seufzt, „es ist nicht leicht alt zu werden. Ich bin viel allein. Die Pflegekräfte haben immer weniger Zeit. Da bin ich froh, dass ich noch so gut höre und telefonieren kann. Zum Beispiel mit meinem Urenkel. Er ist vorige Woche 5 geworden“. Er nickt zu einem Bild an der Wand. Ganz offen spricht er über sein Leben und Sterben. Herr Bauer wünscht sich zu seiner Beerdigung das Kirchenlied „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Schon bei seiner Hochzeit 1949 und bei der Beisetzung seiner Frau vor eineinhalb Jahren hat es die Familie gesungen.

„Ich wünsche mir, dass meine Familie nicht traurig, sondern dankbar ist, wenn ich einmal nicht mehr bin“, sagt Herr Bauer dann bestimmt. „Es gibt immer etwas, wofür man seinem Herrgott dankbar sein kann. Wissen Sie, Frau Pfarrer, ich glaube deswegen bin ich so alt geworden.“

Julia Arnold, Bild: © privat

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Pfarrerin Julia Arnold

"Sehr dankbar sind die Seniorinnen und Senioren in den Altenheimen für die Begleitung durch die Haupt- und Ehrenamtliche aus den Kirchengemeinden. Auch für die Anliegen der Angehörigen und Mitarbeitenden in den 1700 Altenpflegeheimen in Bayern haben wir offene Ohren - Altenheimseelsorge ist Kirche vor Ort."

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24.02.2016
Baumann/ELKB