Pflanze in Erde auf der Hand

An den Finanz- und Kapitalmärkten haben sich viele Instrumente etabliert, mit denen ein Investor ethisch-nachhaltige Aspekte in die Geldanlage integrieren kann.

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Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in der Geldanlage

Seit 2002 hat die bayerische Landeskirche ethisch-nachhaltige Kriterien für die kirchliche Geldanlage erschlossen und systematisch umgesetzt und damit den Investmentprozess grundlegend erweitert.

Bis 2002 markierten drei finanzielle Dimensionen die Eckpunkte für die Vermögensanlage, weshalb man auch vom „Magischen Dreieck der kirchlichen Geldanlage“ spricht: Sicherheit, Ertrag und Liquiditätssteuerung der Geldanlage.

Bei der nachhaltigen Geldanlage wird das herkömmliche Dreieck um eine vierte nicht-finanzielle Dimension erweitert, nämlich um ethische und nachhaltige Kriterien. Mit der gleichzeitigen Verfolgung von ethischen und nachhaltigen Zielen wird das so genannte „Magische Dreieck der Geldanlage“ zu einem ethisch-nachhaltigen Dreieck der Geldanlage. Das bedeutet allerdings nicht, dass die anderen Dimensionen der Geldanlage außer Acht gelassen werden. Eine nachhaltige Geldanlage setzt die Regeln einer guten Geldanlage nicht außer Kraft, sondern ergänzt diese.

Werden bei der Geldanlage zusätzlich die nicht-ökonomischen Ziele Ethik und Nachhaltigkeit verfolgt, wird das sogenannte »Magische Dreieck der Geldanlage« zum »Ethisch-nachhaltigen Anlage- Dreieck« erweitert.

Bild: AKI-Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage (EKD-Texte 113, 2019)

Ethisch-nachhaltiges Anlage-Dreieck

Nachhaltige Geldanlage ist ein Weg der ständigen Verbesserung

Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) gilt als Erfinder des Nachhaltigkeitsbegriffs in der Neuzeit, da er das Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens in die Forstwirtschaft einführte. Carlowitz schreibt in seinen Veröffentlichungen davon, dass Nachhaltigkeit die „höchste Kunst und Wissenschaft“ sei.  Mit anderen Worten: Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet gerade nicht, dass es einfache Antworten gibt. Vielmehr erhöht sich die Komplexität, da neben finanziellen Kriterien auch nicht-finanzielle Kriterien berücksichtigt und integriert werden. Um solche nicht-finanzielle Kriterien und Dimensionen zu reflektieren und weiter zu entwickeln, ist das Referat Nachhaltige Vermögensanlage in einem ständigen Dialog mit kirchlichen Experten der Nachhaltigkeit, mit Nichtregierungsorganisationen, mit Nachhaltigkeitsanalysten und anderen (meist kirchlichen) Investoren in Europa, aber auch mit Vermögensverwaltern, sofern sie ambitionierte Nachhaltigkeitsgrundsätze umsetzen wollen und können. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern engagiert sich deshalb auch im Arbeitskreis Kirchliche Investoren (AKI, www.aki-ekd.de/) und orientiert sich in der Weiterentwicklung und Umsetzung ihres eigenen Nachhaltigkeitsfilters an dem "Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der EKD.“

Christoph Flad, Leiter des Referats Nachhaltige Vermögensanlagen erläutert: „Finanzielle und nicht-finanzielle Dimensionen der Nachhaltigkeit können sich gegenseitig ergänzen. Mit anderen Worten: Nicht-finanzielle Dimensionen können die Erreichung finanzieller Ziele verstärken und begünstigen. Das erleben wir insbesondere im Bereich der Risikoanalyse: Unternehmen und Staaten, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besser bewertet sind, schneiden meist auch unter Risikogesichtspunkten besser ab. Nachhaltigkeitskriterien erweitern so die gängigen Kriterien der Risikoanalyse.“

Aber das allein reiche hinsichtlich der ethisch-nachhaltigen Geldanlage nicht aus. Flad: „Denn wir nehmen ja auch gleichermaßen wahr, dass nicht-finanzielle Ziele der Geldanlage mit finanziellen Zielen konkurrieren können. Nachhaltigkeit verstehen wir deshalb nicht als einen einmal erreichten, idealen Zustand, sondern als einen Weg, auf den wir uns als Investoren eingelassen haben. Die gewonnenen Erkenntnisse seit 2002 machen uns Mut, diesen Weg weiter zu erkunden.“

Die bayerische Landeskirche will mit ihren Geldanlage einen eigenständigen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, wie sie in dem internationalen Rahmenwerk der Sustainable Development Goals (SDGs) formuliert wurden.  Flad: „Auch wenn die SDGs nicht perfekt sind, weil sie beispielsweise nicht immer konsistent zueinander sind, so sehen wir angesichts gewaltiger globaler Herausforderungen kein besseres internationales Rahmenwerk. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass die SDGs Bestandteil der – umfassend verstandenen - treuhänderischen Pflichten eines Investors sein müssen.“

An den Finanz- und Kapitalmärkten haben sich viele Instrumente etabliert, mit denen ein Investor ethisch-nachhaltige Aspekte in die Geldanlage integrieren kann, um treuhänderischen Pflichten nachzuverfolgen. Diese Instrumente lassen sich unter den Gesichtspunkten Verhindern - Fördern - Gestalten einordnen.

01.02.2024
ELKB/Flad